Berufliche Bildung doch nicht vergessen

Kultusminister Tonne überrascht beim VLWN-Delegiertenkongress in Hannover
Schon beim traditionellen Empfang im Leibnizhaus am Vorabend der Delegiertenversammlung des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN) versprach die Vertreterin aus dem Kultusministerium, dass die chronisch unterversorgte berufliche Bildung eben nicht vergessen sei und sorgte mit der Aussage „Minister Tonne wird es ihnen morgen vorrechnen“ für Lacher. Tags drauf überraschte Kultusminister Grant Hendrik Tonne tatsächlich, als er vor gut 100 Berufsbildern am heutigen Donnerstag, 28. November, im Leonardo Hotel zusagte, dass ab 2020 verlässlich mehr Geld in die berufliche Bildung fließen wird. Neben den zusätzlichen 7,5 Millionen Euro, die der SPD-Politiker bereits im Sommer zugesagt hatte, strömen über die politische Liste der Fraktionen jährlich weitere 7,5 Millionen Euro die berufliche Bildung.

Die 15 Millionen bilden das strukturelle, langfristige Budget, das den BBSen Planungssicherheit geben soll. Ergänzt um Restmittel aus dem Haushalt, die transferiert werden, steigt der Verrechnungsschlüssel pro Planstelle von aktuell 13 Euro auf 130 Euro. Daneben werden zu den 300 Stellen, die ursprünglich nicht wiederbesetzt werden sollten, umgewidmet wurden und bei denen der kw-Vermerk gestrichen wurde, weitere 80 Stellen geschaffen. Ein Anfang, der nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die berufliche Bildung seit Jahrzehnten von der Politik vernachlässigt wird: Mangelnde Unterrichtsversorgung, abschmelzender Bildungsetat, verfehlte Personalpolitik, eklatanter Lehrermangel, signifikant zugenommene Arbeitsbelastung. Allesamt Baustellen, auf die die Politik bisher keine Antworten hat.

„Natürlich ist eine Unterrichtsversorgung von 90.7 Prozent nicht diskutabel und auf Dauer auch nicht hinnehmbar“, sagte Tonne, verwies aber zeitgleich darauf, dass eine rein rechnerische Verbesserung der Situation nicht zu Lasten der Bildung in der Fläche gehen dürfe. „Wir werden keine kleinen, wohnortnahen Klassen schließen, um die Beschulung an anderen Standorten zu konzentrieren und darüber Planstellen verschieben“, sagte Tonne und betonte: „Wir haben in diesem Jahr bereits 520 neue Berufschullehrer einstellen können. Auch wenn das nicht der gewünschten Zahl entspricht, so ist es zu 2013 eine Steigerung von knapp 130 Stellen.“

Angesprochen auf die Arbeitsbelastung, sicherte der Minister im ersten Stepp eine Entlastung der Funktionsstelleninhaber zu. Dies sei beschlossen. Was die Digitalisierung betrifft, so sei Niedersachen auf einem recht guten Wege. „Gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut und N-21 arbeiten wir an einer datenschutzrechtskonformen Bildungscloud. Niedersachen ist das einzige Bundesland, das hier noch aktiv ist. Die anderen sind alle ausgestiegen“, so Tonne. Wie sehr die Digitalisierung das Alltagsleben immer weiter verändern werde, könne niemand voraussagen. „Gerade die berufliche Bildung steht vor der schwierigen Aufgabe, für eine Zukunft auszubilden, von der man nicht weiß, wie sie aussieht. Um hier erfolgreich zu sein, müssen wir Technik und Didaktik zusammenführen und nicht nur Technik um der Technik willen installieren“, sagte Tonne.

 

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