Die Lage am Ausbildungsmarkt in Deutschland verschärft sich immer weiter. Dafür haben wir hier einige Zahlen vorbereitet:
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg haben landesweit Unternehmen zum 1. August beziehungsweise 1. September mehr als 52.000 freie Lehrstellen. Dem gegenüber stünden 42.000 Bewerbende, rein rechnerisch fehlten also rund 10.000 Auszubildende.
Ausbildungssuchende und Ausbildungsbetriebe finden nicht erst seit der Corona-Pandemie regional zunehmend weniger zueinander. Ein entscheidender Aspekt dabei ist, dass die wenigsten jungen Menschen für einen Ausbildungsplatz umziehen wollen oder können. Gründe dafür sind unter anderem: fehlender Wohnraum, ein überhitzter Wohnungsmarkt mit stetig steigenden Mieten und mangelnde flankierende Unterstützung in allen Lebenslagen.
Unsere Lösungsideen:
Ein Azubi-Werk, das sich analog zu der Aufgabentiefe der Studentenwerke um die Belange der jungen Menschen kümmert, Sozial- und Rechtsberatung anbietet, im Bedarfsfall Kinderbetreuungsangebote offeriert und vieles mehr, könnte das Problem deutlich entschärfen und das Matching zwischen Azubi und Betrieb begünstigen. Betreute Wohnheimplätze, wo sich auch der 16-jährige Auszubildende gut aufgehoben fühlt, sind ein notwendiges Angebot, um unter anderem dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum am freien Markt zu begegnen.
Das landesweit, vergünstigte Azubi-Ticket, das ab 2023 kommt und den Anreiz schafft, mehr Mobilität zu wagen, ein Schritt in die richtige Richtung. Denn bisher scheitert die Lehrstellenwahl selbst im Nachbarlandkreis häufig schon an den Ticketpreisen des ÖPNV oder einer schlechten Verkehrsanbindung. Jugendliche wünschen sich größtmögliche Eigenständigkeit – auch was Mobilität betrifft, die vor dem Hintergrund der notwendigen Nachhaltigkeit nicht zwingend beim eigenen PKW mündet. Allerdings in Niedersachsen ein Flächenland mit vielen ausgedünnten Fahrplänen und teils nicht vorhandenen Verbindungen. Damit das Azubi-Ticket eine Erfolg wird, muss der ÖPNV deutlich ausgebaut werden.
Ein Azubi-Werk bietet damit einen entscheidenden Mehrwert und trägt dazu bei, die duale Ausbildung deutlich attraktiver zu machen – und damit mehr junge Menschen zu motivieren, sich grundsätzlich für eine Ausbildung zu entscheiden. Zeitgleich würde damit die lange geforderte Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung zumindest bei der Betreuung der jungen Menschen erreicht.