Digitalpakt 2.0 – viel zu kurz gesprungen

VLWN-Positionspapier zur digitalen Bildung: Verdoppelung des Budgets auf 10 Milliarden Euro und mehr Nachhaltigkeit

 

Die Verhandlungen von Bund und Ländern über den „Digitalpakt 2.0“ zogen sich seit Dezember 2022 hin. Auf den letzten Metern haben sie sich jetzt doch noch auf die Fortsetzung des Digitalpaktes geeinigt. Für die nächsten sechs Jahre steht ein Budget von 5 Milliarden Euro zur Verfügung und damit deutlich weniger als beim ersten, Ende 2024 ausgelaufenen Digitalpakt 1.0. Die Kosten teilen Bund und Länder. Ob er realisiert wird, hängt von der künftigen Bundesregierung ab. „Runtergerechnet auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler sind das pro Kopf nicht einmal 75 Euro pro Jahr. Angesichts der tatsächlichen Kosten für digitale Ausstattung, Infrastruktur, Wartung und Fortbildungen ist das nicht mehr als ein beschämender Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Joachim Maiß, VLWN-Vorsitzender.

 

Angesichts von 18.000 Schulen, 11,2 Millionen Schülerinnen und Schülern sowie den umfassenden Herausforderungen des digitalen Wandels ist die Summe aus Sicht des VLWN bei weitem nicht ausreichend. „Länder wie Estland, Finnland und Dänemark investieren ein Vielfaches in digitale Bildung und sind Vorreiter im Bereich der digitalen Transformation – Deutschland hingegen hinkt deutlich hinterher“, sagt Maiß.

 

Der VLWN fordert ein grundlegendes Umdenken in der Bildungsfinanzierung, um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystems sicherzustellen. „Wir brauchen ein Budget von mindestens 10 Milliarden Euro für den Digitalpakt 2.0. Dies entspricht etwa 150 Euro pro Schülerin und Schüler pro Jahr und würde eine bedarfsgerechte Finanzierung der digitalen Bildung ermöglichen“, sagt Maiß und betont: „Digitale Bildung umfasst weit mehr als die Bereitstellung von Endgeräten. Es braucht nachhaltige Konzepte für Infrastruktur, Lehrerfortbildungen, Curriculumentwicklung und die Integration innovativer Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und Extended Reality (XR) in den Unterricht. Nur so kann die digitale Bildung zukunftssicher aufgestellt werden.“

 

Dabei geht es um mehr als Technik – es geht um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystems und der gesamten Gesellschaft. Nur mit einem gemeinsamen Einsatz von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kann dieses Ziel erreicht werden. Die Berufsbildner haben ein entsprechendes Positionspapier ausgearbeitet, in dem die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit klar aufgezeigt wird.

 

 

 

 

Der Digitalpakt 2.0 – das VLWN-Positionspapier

  1. Unterfinanzierung

Die bereitgestellten Mittel stehen in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Anforderungen einer digitalen Bildungslandschaft. Der Digitalpakt 2.0 fokussiert sich auf punktuelle Maßnahmen, ohne eine langfristige Finanzierungsstrategie zu verfolgen, die Wartung, Updates und Fortbildungen einschließt.

  1. Ungleichheit

Die Abhängigkeit von kommunalen Schulträgern führt zu erheblichen Unterschieden in der digitalen Ausstattung der Schulen. Insbesondere in wirtschaftlich schwächeren Regionen verstärken fehlende Mittel und Ressourcen die digitale Spaltung.

  1. Fehlende Nachhaltigkeit

Einmalige Förderprogramme ohne langfristige Finanzierungs- und Wartungskonzepte lassen Investitionen oft verpuffen. Viele Schulen berichten von ungenutzter oder veralteter Technologie aufgrund mangelnder Folgemittel.

  1. Mangelnde Unterstützung

Lehrkräfte und Schulträger werden bei der Integration digitaler Medien im Unterricht nicht ausreichend unterstützt. Es fehlt an spezifischen Fortbildungsbudgets und an IT-Personal, das Schulen nachhaltig betreut.

Konkrete Anforderungen des VLWN

 

  1. Verdoppelung der Investitionen
  • Der VLWN fordert ein Budget von mindestens 10 Milliarden Euro für den Digitalpakt 2.0. Dies entspricht etwa 150 Euro pro Schülerin und Schüler pro Jahr und würde eine bedarfsgerechte Finanzierung der digitalen Bildung ermöglichen.
  1. Nachhaltige Finanzierung statt Projektcharakter
  • Einrichtung eines kontinuierlichen Digitalisierungsfonds, der über die Laufzeit des Digitalpakts hinaus Wartung, Updates und Fortbildungen absichert.
  • Verpflichtung der Länder, über die Schulträger hinaus eigene Budgets für die Digitalisierung zu schaffen, z. B. durch Landes-Digitalfonds.
  1. Aufbau von IT-Personal und Supportstrukturen
  • Finanzierung von fest angestellten IT-Administratoren mit pädagogischen Kompetenzen, um Schulen technisch und didaktisch zu betreuen.
  • Aufbau dezentraler und regionaler IT-Supporteinheiten, die flexibel auf die Bedürfnisse der Schulen eingehen können.

 

  1. Qualitätssicherung und Fortbildung
  • Flächendeckende und kontinuierliche Fortbildungen für Lehrkräfte, um den sinnvollen Einsatz digitaler Medien zu gewährleisten.
  • Einführung von Medienmanagern an Schulen, die die technische Ausstattung koordinieren und Lehrkräfte bei der Integration digitaler Medien im Unterricht unterstützen.
  • Entwicklung moderner Lehrmethoden zur Nutzung von KI, XR-Technologien und Gamification im Unterricht.

 

  1. Nachhaltigkeit und Inklusion
  • Förderung von nachhaltigen Technologien und barrierefreien digitalen Lösungen.
  • Bereitstellung spezieller Endgeräte und Software für inklusiven Unterricht.

 

  1. Beteiligung aller Bildungsakteure
  • Enge Einbindung von Lehrkräften, Schulleitungen, Eltern und Schülerinnen und Schülern in die Ausgestaltung des Digitalpakts.
  • Transparente Berichterstattung über die Verwendung der Mittel auf Bundes- und Landesebene.

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