Aus drei mach zwei als Zukunftskurs

Kreistag Hameln beschließt Zusammenschluss dreier Beruflicher Gymnasien und langfristige Fusion in der BBS-Landschaft/Einblicke in die Entscheidungsfindung

 

In Hameln rumort es. Die Kreisstadt verfügt über drei Berufsbildende Schulen, von denen zwei mit stark abnehmenden Schülerzahlen zu kämpfen haben. Die Rüdiger Butte Schule (RBS) und die Eugen-Reintjes-Schule (ERS) sollen deshalb perspektivisch fusionieren und ein Kompetenzzentrum mit Schwerpunkt „Wirtschaft, Technik und digitale Transformation“ bilden. Die Elisabeth-Selbert-Schule (ESS) konnte ihre Schülerzahlen halten und soll als Kompetenzzentrum mit Schwerpunkt “Mensch und Gesundheit sowie Ernährung und Agrar“ weiterentwickelt werden. Das hat der Hamelner Kreistag Anfang Oktober samt der dafür notwendigen Neuordnung der Schullandschaft beschlossen und legt im ersten Schritt die drei Beruflichen Gymnasien unter der Ägide der ESS zum Schuljahr 2025/2026 in den Räumen der RBS zusammen. Ebenfalls beschlossen wurde, dass die Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten von der RBS zur ESS wechseln, allerdings weiterhin mit der gesamten Abteilung Pflege in den Räumlichkeiten der RBS beschult werden.
Die ESS quillt schon seit Langem über. Seit über 30 Jahren wird hier über einen Neubau diskutiert, der jetzt kommen soll. Die RBS und die ERS haben derweil freie räumliche Kapazitäten, die jetzt im Zuge der Neuordnung der Bildungsgänge genutzt werden sollen. Gleichzeitig gibt die ESS Teile ihrer Sprach- und Integrationsklassen der Berufseinstiegsschule auch räumlich an die RBS und die ERS ab, um diese an der Stelle zu stärken und die Vorlieben der Schülerinnen und Schüler in anderen Bereichen, wie Technik oder Wirtschaft zu unterstützen.

Während die Schulpersonalräte der ERS und der RBS zukünftig hier eine Verschlimmbesserung der Bildungsangebote durch Pendelei vermuten und die Synergieeffekte, die eine Fusion mit sich bringt, daher eher verpuffend sehen sowie Intransparenz bei der politischen Entscheidungsfindung beklagen, ist der Schritt hin zu einer kompetenzgeprägten und verschlankten BBS-Struktur unausweichlich. Denn nur so kann die berufliche Bildung gestärkt werden und Standorte in der Fläche erhalten bleiben. Eine Notwendigkeit, die der VLWN im Schulterschluss mit der Landespolitik als essenziell bezeichnet.

Fakt ist: In den Hamelner Entscheidungsprozess waren neben der Politik auch die Schulleitungen eingebunden. Während des laufenden Verfahrens hatte man weitgehend Stillschweigen vereinbart, um Emotionen erst gar nicht hochkochen zu lassen. Das monierten die Schulpersonalräte, die sich schlecht informiert fühlen und mit der Fusion die Aufgabe der Eigenständigkeit „ihrer“ BBS beklagen. Vertreter der CDU und der Grünen kritisierten in Teilen ebenfalls, dass die Schulen selbst in die Entscheidungsfindung zu wenig eingebunden worden seien. Dennoch ist die Zustimmung zur Schulstrukturreform über alle Parteigrenzen hinweg groß. Das spiegelt auch das Votum des Kreistags wider, der mit seiner Entscheidung, aus drei mach zwei, bei der beruflichen Bildung auf Zukunftskurs eingeschwenkt ist.

Diesen Beitrag teilen

Email
Drucken
Facebook
Twitter

Letzte Beiträge

Bildung in der Krise?!

Was die neueste Umfrage im Auftrag des ZDF über das deutsche Schulsystem verrät   Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage, die von der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag

Weiterlesen »
Skip to content