Fortbildung mit Workshop: Berufsbildner und Blogger Manuel Flick macht Lust auf KI
Was kann ChatGPT? Wie lässt sich der Sprach-Bot sinnstiftend im Unterricht einsetzen? Welches Potential birgt die KI, um Lehrkräfte zu entlasten? Fragen, auf die der VLWN Mitte März bei einem hybriden Workshop mit Experten Antworten lieferte. Jetzt legte Blogger Manuel Flick als Referent des nächsten ChatGPT Workshops Ende April nach. In der Geschäftsstelle des Verbandes zeigte der 33-jährige Berufschullehrer aus Berlin, der vor allem E-Commerce-Kaufleute unterrichtet und den Sprach-Bot tagtäglich im Unterricht nutzt, an zahlreichen sinnvollen Beispielen die Potenziale der KI.
ChatGPT ist darauf trainiert, mit Menschen zu chatten und zu kommunizieren. Dabei greift der Sprach-Bot auf mehr als 135 Milliarden Wortkonstruktionen zurück und lernt in einem rasanten Tempo hinzu. Mit diesem Wissen kann ChatGPT Fragen beantworten, bei Problemen Lösungsvorschläge liefern oder einfach nur eine Unterhaltung mit dem Nutzer führen.
„ChatGPT birgt eine enorme Zeitersparnis und verschafft mir Freiräume, um mich intensiver um meine Schülerinnen und Schüler zu kümmern. Weil der Sprach-Bot beispielsweise meine Stundenplanung oder die Erarbeitung ganzer Unterrichtsreihen übernehmen kann“, sagte Manuel Flick, der einen ChatGPT-Guide für Lehrkräfte verfasst hat, der kostenlos online auf seiner Webseite downloadbar ist. Entscheidend dafür ist, dass die Prompts – das sind die Vorgaben, die Basis für den zu erstellenden Text sind, möglichst detailreich und zielgenau sind. „Je genauer ich die Befehle formuliere, desto exakter kann ChatGPT antworten und Texte, Übungsaufgaben zur Prüfungsvorbereitung und ähnliches erstellen oder als virtueller Gesprächspartner dienen“, sagte Flick.
Die KI kann auf dieser Basis: Texte schreiben, Texte differenzieren, Verbesserungsvorschläge für Texte liefern, Zusammenfassungen und Erörterungen erstellen, Texte in alle denkbaren Sprachen übersetzen, Listen und Glossare erstellen, bei der Grammatik unterstützen und vieles mehr. „Die KI ist ein mächtiges Tool. Wie gut oder schlecht das Ergebnuis ist, hängt ausschließlich davon ab, wie genau ich mit dem Bot kommuniziere“, sagte der Berufsbildner. Im Grunde ist das Prozedere identisch mit Suchanfragen im Internet. Je genauer die Anfrage, destro treffsicherer das Ergebnis.
„Natürlich gibt es auch Grenzen, macht der Bot auch Fehler. Deshalb ist es im Unterricht wichtig, den gesunden Menschenverstand einzuschalten und die Antwort, die ChatGPT liefert, auf Logik und Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Denn das Tool schreibt auch schon mal wohlklingende Texte, die real scheinen, und liefert auf Wunsch sogar Quellenangaben mit, die dann allesamt fiktiv sind. Insofern nutze ich alles, was mich entlastet, werde mich aber beispielsweise bei der Korrektur eines Textes nicht auf die KI verlassen“, sagte Flick, der überzeugt ist, dass ChatGPT die berufliche Schule, die Lernprozesse und die Prüfungsabläufe umkrempeln wird.
„Junge Menschen müssen sich auch künftig Wissen selbstständig erschließen, um eigenständig Denken zu können, und sie müssen sich schriftlich ausdrücken können, um die zwischenmenschliche Kommunikation zu bewahren. Das kann und darf eine KI nicht übernehmen, weshalb es an uns ist, den richtigen Umgang damit zu vermitteln und entsprechende Nutzungsregeln dafür aufzustellen. Wir leben in einer digital vernetzen Welt, wo der Medientransfer alltäglich ist. Deshalb ist der Bot Teil des Alltags“, sagte der Referent.
Da die KI mit allem Wissen bis zum September 2021 gefüttert wurde, auch alte Texte und Quellen füt Antworten durchflöht, werden auch Vorurteile und Stereotypen übernommen. Der Bot kann auch noch nicht gendern. Das kam nach 2021. „Hier stehen die Entwickler in der Verantwortung, diese Fehler auszumerzen und auch einen ethischen Filter einzuziehen“, sagte der Referent.
Fobizz hat für Schulen einen datenschutzkonforme Möglichkeit eingerichtet, um ChatGPT auch ohne persönliche Anmeldung nutzen zu können. Darüber hinaus bietet das Portal kostenlose Tagesschulungen für Lehrkräfte zu dem Bot an.
Joachim Maiß, VLWN-Vorsitzender, der ebenso wie die übrigen Kolleginnen und Kollegen begeistert von den Möglichkeiten war, die ChatGPT für die berufliche Bildung bietet, ersann gleich ein Synonym für den Bot: „Das ist mein zweites Gehirn und mein dritter Arm.“
Die Fortbildung in kleinem Kreis war höchst effektiv, der Referent fachlich enorm kompetent und die Unterrichtsideen, die als Handout verteilt wurden, eine super Unterstützung, um ChatGPT im Schulalltag einzusetzen. „Wenn ich noch Schulleiter der MMBbS wäre, würde ich alles daransetzen, Manuel an meine Schule zu holen“, sagte Maiß.
Teile des Vortrags wurden mitgeschnitten. Der Input wird für weitere Fortbildungen rund um ChatGPT verwendet. „Denn beim Thema KI sind wir noch ganz am Anfang. Und die Entwicklung steigt exponentiell an. Da werden wir noch einen Reihe an Workshops anbieten“, sagte Maiß.