Freiräume ausschöpfen

VLWN-Thinktank zur Lehrkräftefortbildung in Göttingen/Im Dialog mit der Wissenschaft

Zu Beginn der Adventszeit hatte der VLWN am 02. Dezember zu einer besonderen Veranstaltung nach Göttingen eingeladen: Im Hotel Gebhards trafen sich die Professorinnen Seeber und Deutscher, Vertreterinnen und Vertreter des Göttinger Studienseminars für das Lehramt an berufsbildenden Schulen sowie 15 Schulleitungen aus der Großregion Göttingen zusammen mit Berufsbildnern des VLWB, um in einem Thinktank über die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung für berufliche Schulen zu beraten. Diese Veranstaltung wurde inspiriert durch Gespräche des VLWN mit den beiden Göttinger Wirtschaftspädagogik-Professorinnen Seeber und Deutscher. Dabei wurden erste Ideen entwickelt, den so wünschenswerten Austausch zwischen Universität, den Schulen rund um Göttingen sowie dem Göttinger Studienseminar zu initiieren bzw. zu vertiefen. Dabei wird auch das Ziel verfolgt, die Möglichkeiten und Interessen einer vertieften Zusammenarbeit aller an der Ausbildung unserer zukünftigen Berufsbildner-Beteiligten auszuloten.

Konkret ging es bei dem aktuellen Thinktank um die stärkere Verzahnung zwischen Wissenschaft und Praxis in der Lehrkräftebildung

Zur Einstimmung in die fachliche Diskussion diente ein Vortrag von Dr. Christina Bader von der Universität Bamberg, die ausgewählte Beispiele des bayerischen Universitäts-Schulmodells vorstellte. Dieses Modell setzt auf eine frühe Verzahnung von Theorie und Praxis und orientiert sich an dem Ausbildungsmodell der Universitätskliniken. Dabei wurde deutlich, dass es sich nicht um ein landesweit einheitliches System handelt, sondern um verschiedene Ansätze, die regional angepasst sind. Ergänzend zu dem Vortrag Christina Bader hat der VLWN-Landesvorsitzende Joachim Maiß das Erfurter Modell der dualen Lehrkräfteausbildung als weitere Variante einer neu organisierten Lehrkräftebildung vorgestellt.

Nach den sehr interessanten fachlichen Impulsen wurden in der sich anschließenden äußerst sachlichen und anregenden Diskussion zentrale Aspekte eines möglichen niedersächsischen Modells der Lehrkräftebildung betrachtet. Thematische Schwerpunkte waren:
• Polyvalenz des Studiengangs: Die Flexibilität der Studiengänge muss erhalten bleiben, um den vielfältigen Anforderungen des Lehrerberufs gerecht zu werden.
• Drei-Lernorte-Modell: Die Kompetenzen der drei Lernorte – Universität, Schule und Studienseminar – sollen optimal abgestimmt werden. Eine Kompetenzmatrix, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten den Institutionen zuordnet, wurde als Grundlage entwickelt.
• Frühzeitige Praxisphasen und ggf. Onboarding: Eine studienbegleitende Praxisphase wurde von allen Teilnehmenden befürwortet, wobei pädagogische und organisatorische Rahmenbedingungen noch geklärt werden müssen. Ziel ist es, den Studierenden frühzeitig Orientierung zu bieten und die Frage zu beantworten: „Bin ich hier richtig?“ sowie ein Onboarding, bereits in einer frühen Phase des Studiums.
• Attraktivität des Lehramtes an berufsbildenden Schulen: Die Attraktivität des Studiengangs und des Berufsfeldes stand im Zentrum der Überlegungen. Eine finanzielle Vergütung der Praxistätigkeit wurde als wichtiges Element identifiziert, wobei über Schulbudgets mögliche Finanzierungsquellen gesehen wurden. Modelle wie die Thüringer Studienvergütung (1.400 bis 1.650 Euro) wurden jedoch kritisch betrachtet.

Ergebnisse und nächste Schritte
Nach knapp vier Stunden intensiver Diskussion wurden folgende Vereinbarungen getroffen:
1. Weiterarbeit an der Kompetenzmatrix: Ein kleinerer Arbeitskreis wird sich im Februar 2025 erneut treffen, um die Kompetenzmatrix weiter auszuarbeiten.
2. Aufgaben der Lernorte: Im nächsten Schritt sollen die Aufgaben der Lernorte – Schule, Universität und Studienseminar – konkret zugeordnet werden.
3. Maximal- und Minimallösungen: Es sollen sowohl ambitionierte als auch pragmatische Lösungen erarbeitet werden, um flexibel auf die jeweils vorhandenen Rahmenbedingungen reagieren zu können.
4. Einbindung des Kultusministeriums und des Wissenschaftsministeriums: Die Offenheit der Ministerien im Rahmen der „Freiräume“-Prozesse sollen genutzt werden, um offene Fragen zu klären und notwendige Freiräume zu schaffen.

Einbezug aller Phasen der Lehrerbildung
Ein besonderes Augenmerk wurde auch auf die Integration der dritten Phase der Lehrkräftebildung (Lehrkräftefortbildung) gelegt. Eine engere Verzahnung von Studienseminaren mit Reflexionsphasen an den Universitäten und Fortbildungsangeboten für Lehrerinnen und Lehrer wurde als wünschenswert erachtet.

Abschluss und Ausblick
Mit Dank an alle Beteiligten, insbesondere an Dr. Christina Bader als Impulsgeberin, endete die Veranstaltung. Der VLWN wird den Thinktank-Prozess kontinuierlich vorantreiben, um konkrete Vorschläge für eine innovative und praxisorientierte Lehrkräftebildung in Niedersachsen zu entwickeln.

Die nächsten Schritte sind klar: Kleine, zielgerichtete Maßnahmen sollen die Grundlage für einen nachhaltigen Wandel schaffen. Gemeinsam gehen wir die nächsten Schritte für eine zukunftsweisende Lehrkräftebildung an!

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