Berufliche Bildung endlich zukunftssicher aufstellen

VLWN legt zur Bundestagswahl Positionspapier mit sieben zentralen Forderungen vor

Die berufliche Bildung in Niedersachsen ist chronisch unterversorgt: Mangelnde Unterrichtsversorgung, abschmelzender Bildungsetat, verfehlte Personalpolitik, eklatanter Lehrermangel. Zu Wahlzeiten hat Bildungspolitik immer Hochkonjunktur. Nach der Wahl bleibt der große Wurf dann meist aus. Diesmal ist es anders: Bildung ist zwar kein dominierendes Wahlkampfthema der Parteien, aber für die Bürgerinnen und Bürger das mit Abstand wichtigste Anliegen – noch vor Migration und Klimaschutz. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), an der über 81.000 Leserinnen und Leser teilgenommen haben.

„Der Handlungsdruck in der beruflichen Bildung ist enorm. Es brennt an allen Ecken und Enden. Deshalb hat der VLWN zur Bundestagswahl ein Positionspapier mit sieben zentralen Forderungen an die Parteien geschickt, um die berufliche Bildung zukunftssicher aufzustellen“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Verbands der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in Niedersachsen (VLWN).

Die Umfrageergebnisse sprechen eine klare Sprache: Über 70 Prozent der Befragten trauen dem Bildungsföderalismus nicht zu, die drängenden Probleme in der Bildungslandschaft zu lösen, und fordern eine stärkere Kompetenz des Bundes. „Angesichts der digitalen Transformation, der Arbeitsüberlastung der Lehrkräfte und fehlender Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte im Hinblick auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes ist es fünf nach zwölf. Die Berufsbildenden Schulen (BBS) müssen personell und finanziell so ausgestattet werden, dass sie den Anforderungen der Zukunft gerecht werden können – statt Mangel zu verwalten und ständig am Limit zu arbeiten“, sagt Maiß.

Obwohl Niedersachsen erste Maßnahmen ergriffen hat, um gegen die größten Probleme der beruflichen Bildung vorzugehen, bleibt viel zu tun. Fehlende digitale Ausstattung, ein dramatischer Lehrkräftemangel und eine Unterrichtsversorgung, die teils nur bei 90 Prozent liegt, setzen die BBS unter immensen Druck. „Die duale Ausbildung ist ein Eckpfeiler der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und der individuellen Entwicklung junger Menschen. Die Politik muss endlich die Rahmenbedingungen schaffen, damit sie ihren gesellschaftlichen Stellenwert behält“, fordert Maiß.

Das VLWN-Positionspapier liefert hierzu klare Handlungsanweisungen. „Jetzt liegt es an den Verantwortlichen in der Politik, die Reformen anzupacken, die unsere Schulen und die berufliche Bildung dringend brauchen“, sagt Maiß.

 

Forderungspapier des VLWN zur beruflichen Bildungspolitik

  1. Stärkung der beruflichen Bildung
  • Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung: Erhöhung der Attraktivität der beruflichen Bildung
  • Förderung der dualen Ausbildung: Ausbau und Unterstützung des dualen Systems durch Kooperationen mit Unternehmen und Bereitstellung moderner Ausbildungsplätze.
  1. Digitalisierung in der Bildung
  • Digitale Infrastruktur: Bereitstellung von moderner IT-Ausstattung und schnellem Internet an allen berufsbildenden Schulen.
  • Medienkompetenz: Integration digitaler Kompetenzen in Lehrpläne und kontinuierliche Weiterbildung von Lehrkräften im Umgang mit neuen Technologien.
  1. Weiterbildung und lebenslanges Lernen
  • Förderprogramme: Einführung von staatlichen Programmen zur finanziellen Unterstützung von Weiterbildungen für Lehrkräfte und Auszubildende.
  • Anpassung an den Arbeitsmarkt: Entwicklung von Weiterbildungsangeboten, die auf die sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren, insbesondere im Hinblick auf Digitalisierung und ökologische Transformation.
  1. Attraktivität des Lehrerberufs steigern
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Reduzierung der Arbeitsbelastung durch Entlastung im Verwaltungsbereich, angemessene Vergütung und Entlastung im Stundendeputat.
  • Lehrernachwuchs fördern: Initiativen zur Gewinnung junger Menschen für den Lehrberuf, einschließlich attraktiver Ausbildungs- und Karrierewege.
  1. Inklusion und Chancengleichheit
  • Individuelle Förderung: Entwicklung von Konzepten zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen.
  • Barrierefreiheit: Sicherstellung eines barrierefreien Zugangs zu Bildungseinrichtungen und -materialien für alle Lernenden.
  1. Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
  • Praxisorientierter Unterricht: Förderung von Projekten und Praktika in Zusammenarbeit mit Unternehmen, um den Praxisbezug zu stärken.
  • Unterstützung von KMU: Spezielle Programme zur Einbindung kleiner und mittelständischer Unternehmen in die berufliche Ausbildung.
  1. Nachhaltigkeit in der Bildung
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): Integration von Nachhaltigkeitsthemen in den Unterricht, um Bewusstsein für ökologische und soziale Verantwortung zu schaffen.
  • Ressourcenschonung: Förderung von Projekten, die nachhaltiges Handeln in Schulen und Ausbildungsbetrieben vorleben.

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