Stadtentwicklung mal nachhaltig anders

VLWN: Neue Nutzungskonzepte für leerstehende Kaufhäuser – Raum für Bildung und Innovation im Zentrum belebt Innenstädte

In vielen deutschen Fußgängerzonen prägen leerstehende Kaufhäuser das Stadtbild. Sie sind Relikte aus vergangenen Konsumzeiten, die bei innovativer Betrachtung Freiräume für Neues bieten. Ein Positiv-Beispiel dafür, wie diese vermeintlichen Problem-Immobilien umfunktioniert werden können, ist das „Core“ in Oldenburg. Ursprünglich als Kaufhaus konzipiert, dient es heute als multifunktionaler Raum für Co-Working Spaces und Bildungseinrichtungen. „Berufliche Schulen mitten in Zentrum ansiedeln, ist Stadtentwicklung mal nachhaltig anders gedacht und sorgt für Belebung der Innenstädte“, sagt Joachim Maiß, VLWN-Vorsitzender, und betont: „Die Kaufhäuser bieten die Fläche, um das Korsett der Klassenräume zu sprengen und Schulen zu Experimentierräumen mit Learnlabs weiterzuentwickeln, wo mit Lust und Leidenschaft gelernt wird und kollaboriertes Lernen gelebter Alltag ist.“

Ein Denkansatz, der durchaus Schule machen könnte. Und das gleich aus mehreren Gründen. Einerseits sind zahlreiche Schulgebäude in einem baulich desolaten Zustand – was auch auf den Schulalltag abfärbt – und durch Neubauten ersetzt werden müssten. Das hilft allerdings nur bedingt. Denn für Schulträger sieht ein Neubau innen noch immer recht als aus, reiht sich Klassenraum an Klassenraum. Das ist rückwärtsgewandt statt zukunftsweisend. Wie die Schule der Zukunft aussehen und ausgestattet sein müsste, dafür bietet das „Brainhouse247“ in Laatzen bei Hannover die räumliche Blaupause.

Chillige Rückzugsrefugien, ein Schaukelkreis, ein „Baumhaus“ mit integrierten Arbeitsplätzen, zentraler IT-Support und vieles mehr sind im Brainhouse247 gesetzter Standard. Hier wird die Arbeitswelt von morgen völlig neu gedacht und ist räumliche Realität geworden. Ob Treppe, Stuhl, Hocker, Fensterbank oder offene Begegnungsräume – alles sind Arbeitsplätze. Und je nach Lust und Laune wechselt man von hier nach da, ist Teil einer großen Community, tauscht sich aus und erfährt darüber Mehrwerte. Untergebracht auf 18 000 qm in einer kernsanierten Büroimmobilie aus den 1970er Jahren. „Architektonisch wahrscheinlich ähnlich herausfordernd wie ein ehemaliges Kaufhaus umzuwandeln. Aber das Ergebnis ist beeindruckend. In dem Co-Work-Space 3.0 lässt sich räumlich nachspüren, wie die Schule der Zukunft aussehen könnte“, sagt Maiß.

Das Konzept hinter dem „Core“ in Oldenburg greift lange nicht so weit wie das Brainhouse247, birgt aber die Chance, leerstehende Kaufhäuser in moderne Bildungszentren umzuwandeln und völlig neue Raumkonzepte zu realisieren. Statt herkömmlicher Schulräume lassen sich hier sogenannte Open Learning Center schaffen, die als „dritter Pädagoge“ fungieren. „Dieser Ansatz basiert auf der Idee, dass die Umgebung selbst als ein Element des Lernprozesses wirkt, der zur aktiven und engagierten Auseinandersetzung mit Lerninhalten anregt. Die Umwandlung von Kaufhäusern in Bildungseinrichtungen könnte dabei weit mehr als nur räumliche Lösungen bieten. Sie könnten zu Zentren des lebenslangen Lernens werden“, sagt Maiß.

Ein anderes Beispiel für die Umnutzung von „Brachflächen“ in moderne Lernräume bildet die Berufsfachschule Uster in der Schweiz, die im letzten Sommer in ein ehemaliges Fabrikgebäude zog und hier das größte Schulzimmer der Alpenrepublik realisiert wurde – die „Loft School Uster“. Auf über 1000 Quadratmetern gibt es verschiedene Lernzonen, Rückzugs- und Begegnungsorte sowie eigens für das Loft entwickelte Möbel und schalldämpfende Objekte.

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