VLWN: Hoffnung für eine bessere berufliche Bildungspolitik in kurzer Zeit trübt sich ein
Die Aussichten für die berufliche Bildung schienen noch nie so positiv wie im Herbst 2022. Nachdem die Enquete-Kommission bereits 2021 auf Bundesebene vorgelegt hatte, hatte die neue niedersächsische Landesregierung im November alle den Berufsbildnern wichtigen Themen in den Koalitionsvertrag geschrieben. Die Tinte war noch nicht ganz trocken, da bröckelte die schöne Fassade rund um die hoffnungsfrohen Schlagwörter wie ProReKo 2.0, multiprofessionelle Teams oder Angleichung des Einstiegsgehalts bereits.
Pünktlich zu Weihnachten schrieb Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne), dass es mit der angekündigten Erhöhung der Einstiegsgehälter für Lehrkräfte in 2023 nichts wird. Womit auch die Fachpraxislehrer erst einmal nicht von A9 auf A10 hochgestuft werden. Grund: Komplexe dienst- und besoldungsrechtliche Fragen. Zeitgleich verkündete die Ministerin, dass der eklatante Lehrkräftemangel im Land noch mindestens zehn Jahre anhalten wird. „Eine Einschätzung, die man ebenso als Armutszeugnis wie auch als nüchternen Blick auf die Realität werten kann. Fakt ist: Von heute auf morgen lässt sich die personelle Unterversorgung an den berufsbildenden Schulen nicht ausmerzen. Insofern ist es positiv, dass Hamburg niemandem Sand in die Augen streut und etwas ankündigt, was ohnehin nicht umsetzbar ist“, sagt Joachim Maiß, VLWN-Vorsitzender, und betont: „Das auf dem Tisch liegende Konzept für „Multiprofessionelle Teams“ der Planungsgruppe BBS Permanent kann den von Frau Ministerin konstatierten 10-jährigen Stillstand bei der Verbesserung der Lehrversorgung deutlich abmildern. Wir sind weiterhin dialogoffen und stehen mit unserer Expertise der Politik gerne beratend zur Seite, auch wenn am Ende erst einmal keine großen Schritte gemacht werden können, sondern die Veränderung zum Besseren nur langsam vonstatten gehen wird.“
Die Landespolitik hat sich ja bereits auf den richtigen Weg gemacht, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung ist benannt und eine bessere technische und personelle Ausstattung soll die BBSn zukunftssicher aufstellen. „In gewisser Weise kann daraus ein Pakt für die berufliche Bildung erwachsen. Bewegte Zeiten, die förmlich danach schreien, die nötigen Änderungsprozesse umzusetzen. Wir liefern gerne die notwendigen Impulse und gestalten den Zukunftskurs der politischen Bildung aktiv mit“, sagt Maiß, der darauf setzt, zeitnah im Pool mit den relevanten niedersächsischen Lehrerverbänden der beruflichen Bildung ein Hintergrundgespräch mit der neuen Kultusministerin zu führen – um so frühzeitig erste richtungsweisende Pflöcke einzuschlagen.