Multiprofessionelle Teams: BBS könnten Fachkräfte einfach selbst ausbilden

Ein Denkansatz mit Schlagkraft/Weil Berufsbildner für pragmatische Lösungen bekannt sind

Der Fachkräftemangel ist eklatant. Auch und gerade in den Berufsfeldern, die im Kern die multiprofessionellen Teams bilden sollen, um Entlastung für die Lehrkräfte im Schulalltag zu realisieren und darüber personelle Ressourcen zu gewinnen. Ob IT-Experten oder Sozialarbeiter, Bürokaufleute oder pädagogisches Unterstützungspersonal: Der Markt ist leergefegt. Was aber nicht bedeutet, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn frei nach dem Motto: „Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner“ hat der VLWN Schule neu und weiter gedacht, präsentiert auch gleich pragmatische Lösungen und stellt sie als Denkansatz zur Diskussion.

„Es ist einfach, nichtlehrendes Personal für unsere Schulen zu fordern, um den Lehrermangel wenigstens ein wenig abzumildern. Das Problem besteht nämlich darin: Woher nehmen – wenn nicht stehlen? Auch dafür bieten die Berufsbildner Lösungsvorschläge, die schnell und effizient umgesetzt werden können, indem die BBS das nötige Fachpersonal quasi selber generiert“, sagt Joachim Maiß, VLWN-Vorsitzender. Und das geht so:

Backoffice für Lehrkräfte – Verwaltungsfachkraft im Schulwesen/Bildungswesen/Fachkraft für Bildungs- oder Schulverwaltung

Hier ergibt sich eine Fülle von Aufgabengebieten. Die Zeiten, in denen das Schulsekretariat die Schülerdaten verwalten und allgemeine Sekretariatsaufgaben für die Schulleitung erfüllen sollte, sind ein für alle Mal vorbei. Aber auch die Lehrkräfte haben mittlerweile neben ihrem Unterricht eine Menge umfassender Verwaltungsaufgaben zu bewältigen. Um nur einige zu nennen:
• Management der Schulversäumnisse,
• Planung von Vertretungen,
• Statistische Aufgaben von Lehrkräften wie
auch der Schulverwaltung,
• Management von Klassen- und Studien-
fahrten…

Alle diese Aufgaben, die auch in ähnlicher Form in Betrieben stattfinden, können administrativ in die Hände des Lehrkräftebackoffices gehen.

Von daher bietet sich eine Modifikation der Ausbildung von Kaufleuten für Büromanagement sowie der darauf aufbauenden Ausbildung zum Staatlich geprüften Fachwirt (DQR 6) an, um mit derartig qualifizierten jungen Menschen einen Pool für diese Art Schulverwaltungsmanagement anzulegen. Auch eine Kombination der Ausbildung mit einem Bachelor-Studiengang wäre denkbar.

Bereits von Beginn der dualen Ausbildung von Verwaltungsfachkräften im Bildungswesen an könnten die Auszubildenden einen sofortigen sich kontinuierlich steigernden Nutzen im Sinne der Entlastung von Lehrkräften und Schulverwaltung erbringen. Kleine Schulen könnten und sollten durch einen Verbund mit anderen Schulen ebenfalls in ein solches Ausbildungsmodell mit einbezogen werden, sodass auch sie in den Entlastungsgenuss kommen.

Um eine Vorstellung zu entwickeln, wie viele Verwaltungsfachkräfte im Bildungswesen erforderlich sein werden, wird hier eine durchaus noch zu diskutierende Relation von einer Verwaltungsfachkraft im Bildungswesen pro 1000 Schülerinnen und Schüler vorgeschlagen. Mit dieser personellen Erweiterung der Schulverwaltung muss gleichzeitig eine entsprechende Investition in die technische Ausstattung einhergehen. Dies ist mit Anspruch auf Modernität der Berufsausbildung wie auch aus Gründen der Attraktivität der Arbeitsplätze für die Verwaltungsfachkräfte im Bildungswesen zwingend erforderlich.

Aber nicht nur in der Schulverwaltung wird Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Lehrkräfte immer dringender. Ähnlich ist die Situation im

Schul-IT- Management.

Die händeringend gesuchten Systemadministratoren könnten relativ einfach durch eine spezielle Modifikation der Ausbildung zum Fachinformatiker qualifiziert werden. Die Ausbildung müsste um einen Schwerpunkt Schul-IT Management erweitert werden. Neben den speziellen Anforderungen von schulischen Hard- und Software Systemen muss ein Grundverständnis für pädagogische Anforderungen an die Schul-IT vermittelt werden.

Ein vergleichbares Vorgehen ist beim
Transformation Manager

denkbar. Im (dualen) Studiengang IMC… Integrated Media and Communication, der bislang in Richtung Unternehmen fokussiert ist, könnte an Stelle des unternehmensbezogenen Schwerpunkts eine neue Variante angeboten werden, die in ihrem Schwerpunkt pädagogisch ausgerichtet ist. Verknüpft man dann noch die vollschulische Ausbildung zum/r Gestaltungstechnischen Assistenten/-in mit einem Bachelorabschluss in Medienpädagogik im Rahmen des dualen IMC-Studiengangs, so könnten die dringend benötigten Unterstützer für die Umsetzung der digitalen Transformation in und für die Schule ausgebildet werden.

Die vorgenannten Auszubildenden bzw. Studierenden wären vom ersten Tag an in der Schule einsetzbar – gewissenermaßen als (noch) lernende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Sinnvollerweise würde man die Ausbildung an mindestens drei Hochschulstandorten – z.B. Hannover, Göttingen und Oldenburg – etablieren und alle drei Bereiche eng mit der Ausbildung im beruflichen Lehramt verzahnen. Jeweils eine spezielle berufspädagogisch ausgerichtete Professur mit einer medienpädagogischen Orientierung könnte hier den spezifischen wissenschaftlichen Background bilden. Diese Professuren sollten auf die folgenden drei Arbeitsschwerpunkte ausgerichtet sei :

• Ausbildung im beruflichen Lehramt mit
dem Schwerpunkt berufliche Mediendidak-
tik
• Pädagogische Absicherung der schulischen
Unterstützungssysteme
• Forschung im Bereich der Medientechno-
logie und der Berufspädagogik.

Auf der Basis der hier skizzierten Qualifizierung der Multiprofessionellen Teams sollte – bei entsprechender Vorbildung – gleichzeitig ein Übergang in die Masterphase des Studiums für das Lehramt an berufsbildenden Schulen eröffnet werden. Im Idealfall könnte daraus die folgende Berufs- und Bildungsbiografie werden: Schul-IT Manager, Übergang in den IMC Bereich und Wechsel ins klassische Lehramt BBS. Damit würden interessante Zukunftsperspektiven geboten. Auch der Schulverwaltungsmanager sollte hier eine Entwicklungsperspektive haben.
Zur Umsetzung von offenen Unterrichtskonzepten, Berufsorientierung und der Vermittlung von Future Skills, die in realen Projekten, Übungsfirmen, bei Hacktons oder Projektwochen an Schulen erfolgen können oder müssen, sollten Pädagogische Mitarbeiter aus den unterschiedlichen Bereichen, z. B. Technik, Gestaltung, Medien, Bautechnik, für eine Qualitätssteigerung und Entlastung in der Schule sorgen.

Derartige Schulprojekt-Manager ermöglichen eine Entlastung der Lehrerressource, eine organisatorische Erweiterung in der Schule und durch die Öffnung für offene Unterrichtsformen eine Intensivierung und damit qualitative Verbesserung der beruflichen Bildung. Gleichzeitig kann über solche neuen Unterrichtsformen die Attraktivität der Berufsbildung gesteigert werden.
Sozialpädagogen sind schon seit Jahren ein fester Bestandteil von Schulteams. Leider nicht überall und in ausreichender Anzahl. Fakt ist – nicht erst nach Corona -, dass die Notwendigkeit für sozialpädagogische Betreuung an unseren Schulen ständig steigt. Eine entsprechende Ausweitung der sozialpädagogischen Angebote ist daher unumgänglich – und dies nicht nur an Brennpunktschulen. Jede Lehrkraft kennt die enormen zeitlichen und mentalen Belastungen, die von einzelnen Schülerinnen und Schülern in einem Klassenverband ausgehen können. Das Wissen und die Tatsache, dass vor Ort qualifiziertes Fachpersonal für derartige Problemfälle vorhanden ist, kann für Lehrkräfte und Schule insgesamt eine deutliche Entlastung darstellen.

Die Umsetzung der Inklusion ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit.

Der Förderbedarf wird in vielen Schulen nicht annähernd abgedeckt. Nichtlehrendes Personal in diesem Bereich ist ebenfalls dringend notwendig und kann den auf Dauer nicht deckbaren Bedarf an Förderlehrkräften ebenfalls abmildern.

Die Koordination der Digitalen Transformation in der Schule muss nicht nur pädagogisch, sondern auch schul-organistorisch durch entsprechend bewertete Funktionsstellen (A14) abgesichert werden. Die Aus- und Fortbildung dieser dort eingesetzten Lehrkräfte sollte in Verbindung mit den IMC und Schul-IT-Managern erfolgen.

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