Sri Lanka im Herbst 2023

Bereits zum achten Mal hat der VLWN für seine Mitglieder*innen eine Bildungsreise zum Thema Berufsbildung in anderen Ländern angeboten. Diesmal führte der Weg die 21 Teilnehmer*innen in den Herbstferien nach Sri Lanka.

Am ersten Tag stand neben einer Besichtigung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Colombo ein Besuch des Goethe-Instituts auf dem Programm. Hier finden in sechs Klassenräumen von montags bis samstags von zurzeit 6 Kollegen*innen Deutschkurse statt.

Viele junge Menschen in Sri Lanka wollen Deutsch lernen, um ihr Land anschließend verlassen zu können, da ihr Land ihnen kaum eine berufliche Perspektive bieten kann.

Die Idee „Teach and Travel“ wurde beim Besuch des Goethe Instituts geboren.

Warum können nicht getreu dem Motto „Work and Travel“, Lehrkräfte oder Ruheständler in Sri Lanka oder einem anderen Land als Lehrkraft tätig sein und gleichzeitig Land und Leute abseits des klassischen Tourismus kennen lernen? Eine Woche Schule und eine Woche Rundreisen im Wechsel, könnte ein interessantes Modell darstellen, das die Goethe Schule in Colombo, die sich eines Riesenandrangs an Schülerinnen und Schülern erfreut, aber kaum noch qualifizierte Lehrkräfte findet, sehr begrüßen würde.

Wir haben eine lange Busfahrt vor uns. Das 1. Ziel ist das Waisenhaus für Elefanten von Pinnawala.

Hier werden kleine Elefanten ohne Muttertiere aufgezogen. Oft werden verwaiste Jungtiere von Wildhütern aufgefunden und in das Waisenhaus gebracht. Als Herde leben meist 70 bis 80 Elefanten zusammen. Wir fahren durch eine atemberaubende, grüne Landschaft aus Teehügeln, Reisfeldern und Wäldern und erreichen das Dorf Ridigama.

Wir besichtigen in Ridi Vihara den Silber-Tempel aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.

In der unerwartet weitläufigen und vielfältigen Anlage bewundern wir verschiedene wertvolle historische Reliefs, Skulpturen und Gemälde aus allen Epochen bis zur Neuzeit. Hier haben 500 Mönche die Lehre Buddhas zum ersten Mal auf Talipotpalme niedergeschrieben. Das Felsenkloster besteht aus mehreren Grotten mit schönen Wandmalereien und furchterregenden Darstellungen der buddhistischen Hölle.

Um Klosteranlagen zu besichtigen ist eine Kleiderordnung zu beachten. Grundsätzlich darf das Kloster auch nur barfuß betreten werden. Da ist es gut, wenn Socken im Rucksack sind.
Es geht weiter nach Dambulla, wo eine weitere Klosteranlage auf uns wartet.

Schon eine spezielle Story. Der heilige Ficus Religiosa, der hier steht und von einem Gerüst gehalten wird, ist über 2300 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Nordindien. Unter seinem Mutterbaum wurde Buddha zum Erleuchteten. Seither gilt er als so heilig, dass vielerorts Ableger gepflanzt wurden. Da das indische Original zerstört wurde, gilt dieser hier als der älteste Bodhibaum der Welt.

Jeden Tag kommen viele Pilger hierher und spenden Blumen.

Der Archäologische Park von Polonnaruwa, die zweite Königsstadt Sri Lankas ist eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes. Hier finden wir Überreste von großen Dagobas und Tempeln mit zahlreichen Buddha-Figuren, sowie Garten, Park- und Palastanlagen. Insbesondere die Buddha-Statuen von Gal Vihara sind ein Hauptanziehungspunkt.

Die Vegetation ist wie im Dschungel. Es ist feucht warm, und wir sehen überall Mango-, Bananen- und Kokosbäume.

Sigiriya

Ein rotbrauner Felsen, einem Tafelberg ähnlich, ragt weithin sichtbar aus der Ebene. Hier wurden im 5. Jahrhundert die berühmten barbusigen Wolkenmädchen gemalt, die heute über eine stählerne Wendeltreppe zugänglich sind. Seit uralten Zeiten bezaubern diese Frauen die Besucher. Viele Stufen hinauf führt der Weg zu einer ersten Aussichtsplattform. Hier ist für einige Teilnehmer*innen Schluss, andere wagen den mühsamen Aufstieg zum Gipfelplateau. Vom Hügel bietet sich ein atemberaubender Panoramablick.

Die Besichtigung einer Dorfschule gab einen kleinen Einblick in die Schulpolitik des Landes. Die Kinder beginnen in der 1. Klasse mit Englisch und mit Singhalesisch, d.h. die Kinder müssen gleichzeitig sowohl arabische wie singhalesische Schriftzeichen lernen. Die Schüler und Schülerinnen tragen eine Schuluniform, und auch für die Besucher gelten Kleidervorschriften.

Leider haben wir nur Kontakt zu den unteren Jahrgangsstufen. Die höheren Klassen hatten gerade Prüfungen.

Wir besuchen den Kaudulla National Park. Der 66 km² große Nationalpark ist die Heimat für viele freilebende Elefanten geworden. Wir fahren mit Jeeps in strömenden Regen durch den Park und erleben die Dickhäuter hautnah. Leider sehen wir nur wenige Vögel.

Wir fahren nach Kandy und besichtigen auf dem Weg dorthin eine Holzfabrik. Hier werden viele Holz-Elefanten für Touristen, aber auch Tische, Stühle und andere Gebrauchsgegenstände aus unterschiedlichen Holzarten hergestellt.

In Matale besuchen wir den Gewürz- und Kräutergarten. Wir werden über die heilenden Kräfte der Pflanzen aufgeklärt. Viele finden in der ayurvedischen Medizin Verwendung.

Kandy

Kandy. Dieser Zahntempel hütet das kostbarste Heiligtum Sri Lankas, einen Eckzahn Buddhas. Wir erleben eine Puja-Zermonie. Dreimal am Tag werden die silberbeschlagenen Türen zum Allerheiligsten unter Trommelwirbel für jeweils etwa eine Stunde geöffnet. Der Zahn wurde der Überlieferung zufolge nach dem Tod Buddhas (um 489 v. Chr.) aus der Asche des Erleuchteten geborgen.

Besuch in der Teefabrik.

Die Teeblätter werden in den Fabriken zunächst gewelkt und getrocknet, d. h. 10 bis 14 Stunden lang von riesigen Ventilatoren von unten warm belüftet. Beim anschließenden maschinellen “Brechen” oder “Rollen” werden die Zellwände in den Blättern zerstört. Zum Fermentieren werden die Blätter danach auf dem Boden ausgelegt. Dann wird der Tee getrocknet, in großen Sieben gereinigt und schließlich nach Blattgrößen sortiert und verpackt. Wir konnten verschiedene Sorten probieren und natürlich auch kaufen!
Mit dem Zug fahren wir durch reizvolle Landschaften zur britisch angehauchten Stadt Nuwara Eliya. Bei der Fahrt überwinden wir 1400 Meter Höhenunterschied und wechseln dabei von einer Vegetationszone in die nächste. Das kühle Klima der höchst gelegenen Stadt Sri Lankas schafft die perfekten Voraussetzungen für den Ceylon-Tee.

Wir fahren zurück nach Colombo. Wir brauchen für die ca. 170 km rund 5 Stunden. Der Weg zurück führt uns noch einmal durch die traumhaft schöne Landschaft Sri Lankas.

Zurück in Colombo findet ein Treffen mit zwei hochrangigen Vertretern des dortigen Bildungssystems statt. Sie geben uns einen Einblick in die Struktur der beruflichen Bildung in Sri Lanka, das stark an das duale Ausbildungssystem in Deutschland erinnert. 350 meinst technische Schulen und 17 Universitäten kümmern sich um die bildungspolitische Entwicklung des Landes, die sich im gerade im Aufbruch befindet.

Nach dem sehr erlebnisreichen und anstrengenden Aufenthalt in Sri Lanka schlossen alle Teilnehmer*innen den Aufenthalt mit einem viertägigen Badeurlaub auf den Malediven ab.

Wie bei jeder Studienfahrt des VLWN sind die historischen, kulturellen und bildungspolitischen Eindrücke immens und werden auch nach dieser Reise bei den Teilnehmer*innen noch lange nachwirken.

Gerd Reddig (Reisebegleiter)

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